Naturfotografie mit der
Superzoom-Bridgekamera
und Kompaktkamera.

Professionelle Naturfotografen,
aber auch sehr viele Amateure fotografieren mit DSLR-Systemkameras mit Vollformat-Sensor. Das führt häufig zu einer so umfangreichen Ausrüstung, dass ich eher zarter Typ wohl nach kurzer Tragstrecke kraftlos zusammenbrechen würde. Aber selbst robusteren Naturen scheint die Schlepperei auf die Bandscheibe zu gehen. Um nicht ein Fall für den Orthopäden zu werden, pflegen sie dann einen Wagen hinter sich her zu ziehen, auf dem der riesige Fotorucksack, das schwere Stativ und weitere Utensilien verpackt sind. Es ist schon ein eindrucksvoller Anblick, wenn fünf oder sechs solcher gewichtiger Fotografen mit ihren Lastkarren im Gänsemarsch durchs Gelände der Rieselfelder Münster ziehen.

Einer hatte auch noch ein fernlenkbares Minifahrzeug mit Montagevorrichtung für die ferngesteuerte Kamera dabei, denn man weiß ja nie...
Angesichts solcher Märtyrer ihrer Fotoleidenschaft beglückwünsche ich mich, dass ich nur mit meinem kleinen Rucksack für Fototäschchen, Ministativ, Fernglas und Regenschirm unbeschwert unterwegs bin.
Natürlich kann eine große Ausrüstung in Sachen Bildqualität mehr leisten, und - wer weiß - vielleicht erfordern die Umstände irgendwann ein Umsteigen. Das wäre schade, denn die Superzoomkamera hat gegenüber der Systemkamera mit allem Zubehör eine Reihe von nicht nur rückenschonenden Vorteilen:

- Anschaffungskosten, die nur einen Bruchteil der Ausrüstung mit Systemkamera ausmachen.
- Aufgrund des kleinen Sensors eine erfreulich große Tiefenschärfe bei Makros.
- Eingebautes Zoomobjektiv reicht von Weitwinkel bis zu starkem Tele.
- Geringes Gewicht. Nur wenig Zubehör erforderlich.
- Keine Erschütterungen durch Spiegelschlag.
- Damit ist auch ein leichteres Stativ möglich.

'Alternativen zur großen DSLR-Ausrüstung gibt es nicht in der Naturfotografie'. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man moderne Bücher oder Internetauftritte zum Thema liest. Das ist kein Wunder, werden doch diese Texte von professionellen Naturfotografen geschrieben, die von ihren Bildern leben müssen. Können sie davon wirklich leben? Wer sich die Internetseiten dieser Fotografen ansieht, den wandeln Zweifel an. Alle bieten Fotokurse und/oder Fotoexkursionen an, vermieten Ansitzhütten oder sogar Kameragehäuse und Objektive. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die tollen Fotos vor allem der Werbung für diese Angebote dienen. Den Lebensunterhalt der Profis zahlen wohl in erster Linie die Teilnehmer der Foto-"Workshops".

Fotos guter Qualität mit Bridgekameras? Geht das überhaupt? Zur Einstimmung kann ich Ihnen die Internetseiten henner.info des leider inzwischen verstorbenen Henner Helmers empfehlen. Klicken Sie sich durch über Kamera und Testberichte bis Pan.FZ200.

Auf den Verwendungszweck der Fotos kommt es an.
Fotos mit der Superzoomkamera sind meist gut geeignet für normale Zeitschriften, für Buchillustrationen, für Drucke bis A4, Wandbilder bis 30 x 40 cm, für den großformatigen Fernseher, für die Projektion per Beamer und natürlich für das Internet. Allerdings sind sie nur sehr eingeschränkt verwendbar für den Verkauf an Verlage, die Bilder für großformatige Kalender, Bildbände, teure Hochglanz-Zeitschriften benötigen.

Und hier gleich noch eine Warnung: Mit Ihrer Superzoomkamera werden Sie in Fotoclubs oder Communities mitleidig belächelt werden. Na ja, auf ein paar Modemotive werden Sie vielleicht verzichten müssen, die eher dem Bereich Kunst zuzurechnen sind. Naturfotografie ist wie auch andere Bereiche stets der zurzeit herrschenden Mode unterworfen. Das merkt man spätestens, wenn man einen Blick in entsprechende Foren wirft. Die im "farbigen Nebel schwebenden" Blümchen oder die abgeschatteten Schmetterlinge vor sonnigem, hellem Hintergrund finden Sie überall, ebenso wie den möglichst perfekten "Sonnenstern" in der Landschaftsfotografie.
Wie war es doch noch in analogen Zeiten, erst schwarz-weiß, dann farbig? Ein Foto hat dann auf Anhieb gefallen, wenn es ein interessantes Motiv zeigte, das etwas aussagt (oder zu dem man etwas sagen kann) und wenn das Foto gut gestaltet war. Der Fotograf der Canon-Nikon-Oberliga schätzt es hingegen, dem unbedarften Zuschauer eindrucksvoll zu zeigen, dass er auf seiner Aufnahme jedes Federästchen im Brustgefieder des Rotkehlchens zählen könnte - wenn er denn wollte. Höchste Auflösung und extreme Bildschärfe sind vielfach zum Selbstzweck geworden. „Wir Schärfefanatiker…“ brachte es ein Mitglied der elitären "Gesellschaft deutscher Tierfotografen" auf den Punkt.

Die in den folgenden Kapiteln gezeigten Fotos sollen Ihnen einige Anregungen bieten und mit den Legenden auch informativ und unterhaltsam sein. Viel Spaß beim Lesen und Betrachten! Sie wollen wirklich erst noch weiter lesen?

Fotos: Dieter Ackermann. Alle Fotos unterliegen dem Urheberrecht
Texte: Dieter und Ursula Ackermann