Durch Feld und Flur

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Für nur ein Wochenende waren wir zu einer Feier in Sachsen. Aber am Samstagmorgen gab es kein Programm, keine Verpflichtung - also ein Stück Freiheit. Wir fuhren ins Erzgebirge. Auf dem Rückweg zum Hotel öffnet sich von der Straße dieser Blick. Und schon sind wir vorbei. Aber das Motiv wirkt nach, das war doch gerade ein schöner Blick über das Erzgebirge. Also an der nächsten Möglichkeit wenden und zurück. Die einzelne Eiche als Vordergrund passt gut, dazu die Kulisse der Baumgruppen die den Blick zu den im Dunst verschwimmenden Höhenzügen führt. Eine typische Landschaftsaufnahme des Erzgebirges fehlte noch in unserer Serie über Sachsen, aber bei vorherigen Reisen hatten wir nie so recht das Passende gefunden. Und nun stolpern wir einfach darüber. Na ja, ein paar Wolken wären noch ganz nett gewesen - aber es hätte ja auch regnen können. FZ200, 70 mm, f 4, 1/1300 s, ISO 100
 

Natürlich hatten wir eine Beziehung zu dem Sauerlanddorf. Dort wohnt Verwandschaft und wir waren zum Kaffee eingeladen. Aber wenn schon ein Pflichtbesuch, dann vorher die Kür in Form einer Wanderung über unseren Hausberg. Und dann, schon fast wieder unten - ein goldgelbes Feld, das schräg auf die Kirche zuläuft. Aber im März ein reifes Kornfeld? Das Fernglas zeigt, dass es Schilf oder eine kleine Bambusart ist, die ein Bauer offenbar versuchsweise angebaut hat - vielleicht für den Dachdecker? Der gelbe Streifen führt den Blick zur Kirche und das fast gleichfarbige, gestapelte Holz des Sägewerks dahinter und die gelbgrüne Freifläche im Wald führen den Blick noch weiter in die Tiefe des Bildes. FZ200, 130 mm, f 2,8, 1/1300 s, ISO 100

   

Es weiß zwar mittlerweile jeder, die Landwirtschaftspolitiker selbstverständlich ausgenommen, dass die Landwirtschaft, wie sie heute betrieben wird, die Hauptursache für den erschreckenden Rückgang der Natur in der Feldflur ist. Das beginnt mit dem weitgehenden Fehlen der Ackerbegleitflora, zeigt sich im Mangel von Insekten und wirkt sich dramatisch auf die Feldvögel aus. Eigentlich wollten wir nur ein paar schöne Aufnahmen von vielleicht noch zu findenden Feldblumen machen. Doch dann wurde uns bewusst, dass die einsame Klatschmohnblüte vor dem Feld auch ein Symbol für das weitgehende Verschwinden der früher schön blühenden Feldraine sein kann. Wer genau hinsieht, erkennt noch einige wenige Kamillenblüten in der zweiten Reihe, die wohl etwas mehr vom Spritzmittel ausgehalten haben. FZ50, 35 mm, f 4, 1/160 s, ISO 100

   

Ein Bauer hatte am Ortsrand auf seinem Feld zwei „Blühstreifen“ mit Sonnenblumen angelegt, für die er natürlich Zuschuss kassierte. Mehrfach konnte ich nicht widerstehen und hatte die Streifen als Ganzes und einzelne Blüten vor blauem Himmel fotografiert. Aber man müsste die Blumen doch auch vor dem Abendhimmel aufs Bild bekommen. Der Kontrast war allerdings so groß, dass ich die HDR-Funktion der Kamera bemühen musste. Dazu werden nacheinander mindestens zwei verschieden belichtete Aufnahmen gemacht und so miteinander verrechnet, dass helle und dunkle Partien genügend Durchzeichnung behalten. Das Ergebnis enthielt zwar alle Helligkeitsabstufungen, war aber enttäuschend saft- und kraftlos. Siehe kleines Bild links. Erst die separate Nachbearbeitung von Blumenfeld und Himmel (Photoshop CS2 gibt es ja jetzt kostenlos) brachte im großen Bild ein ansehnliches Ergebnis. FZ200, 50 mm, f2,8, 1/400 s, ISO 200.

   

"Zu teuer, geht nicht", wie oft hatten wir das wohl schon gehört, so auch an jenem Tag im Juni, als unser Vorschlag, alte, abgebaggerte Klärteiche weiterhin mit nun geklärtem Abwasser zu beschicken, vom Mitarbeiter des Ruhrverbandes abgelehnt wurde. Es sollte wie vorher wieder ein "Trittsteinbiotop" vor allem für ziehende Limikolen werden. Wenn der Eigentümer des Geländes nicht will - dann eben nicht. Für jemanden, der sich lange genug für den Naturschutz eingesetzt hat, ist das alltäglich. Kaum die trüben Gedanken abgeschüttelt und dreißig Meter mit dem Fahrrad gefahren, leuchteten wunderschön die Blüten der Ackerwinde am Feldrand - hier sogar zwischen den reifenden Ähren des Gerstenfeldes. Besser kann man den Namen und Lebensraum der Blume nicht unterstreichen. Bald meldete sich auch ein Verlag und wollte das Bild gern für ein Jahrbuch haben. FZ50, 65 mm, f 4,5, 1/250 s, ISO 100

   

Sie ist hart im Nehmen, die Kleine Braunelle, eine richtige Allerweltspflanze. Selbst in unserem Rasen kommt sie trotz des Mähens zurecht. Allerdings liegt hier die Betonung auf klein. Deshalb freute ich mich als ich die beiden etwas größeren Blütenstände dicht nebeneinander auf einem Waldweg fand. Zum Glück kam weder jemand mit Hund noch ein Reiter oder der Förster mit dem Auto vorbei, so dass ich mitten auf dem Weg die Kamera auf den Rucksack auflegen und so ausrichten konnte, dass beide Blütenstände in der Schärfenebene lagen. Um den Hintergrund in wohliger Unschärfe verschwimmen zu lassen, war die längste Brennweite bei offener Blende gerade richtig. Aufnahme mit FZ200, 600 mm, f2,8, 1/640 s, ISO 100.

   

Es muss schon schwierig sein, passende Pflanzennamen zu finden. Für die Dornige Hauhechel stand möglicherweise die Hechel Pate. Das war ein Gerät wie ein großer Kamm mit spitzen Zähnen. Darauf wurde Flachs oder Hanf durchgezogen und so von unerwünschten Stängelresten gereinigt. Unsere Hauhechel findet man auf nicht gedüngten Trockenrasen auf Kalk, also hier eigentlich nur auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehr bei Holzwickede. Der liegt am Hang des Haarstranges, also am Südrand der Westfälischen Bucht. Nun wurde aber in Schwerte beim Bau eines Regenrückhaltebeckens offenbar kalkhaltiger Boden angefahren und abgekippt. So kam es wohl zum zweiten Vorkommen zwischen einem Naturschutzgebiet, Rückhaltebecken und Bahndamm. Foto mit FZ200, 350 mm, f2,8, 1/640 s, ISO 100.

   

Auf den Lerchensporn hatte ich gewartet. In der Nähe gibt es einen Weg mit einseitiger Böschung zum Feld. Dort blüht meist Ende März der Gefingerte Lerchensporn. Die Bilder vom Vorjahr gefielen mir nicht. Dreimal war ich wieder dort, dann blühten die Pflanzen endlich. Es ist ein ansehnlicher Bestand von sicher 50 Lerchenspornen, der aber leider auch von hohen vertrockneten vorjährigen Pflanzenresten durchsetzt ist. Die Schwierigkeit bestand darin, zwei Blüten vor ruhigem Hintergrund frei zu stellen. Selbst das kleine Blumenstativ ließ sich in der Böschung nicht aufstellen, so dass ich mal wieder improvisieren musste. Aufnahme mit FZ200, 600 mm, f2,8, 1/200 s, ISO 100.

   
Den ganzen Tag war der Himmel bedeckt. Für Blumenaufnahmen nicht schlecht. Aber außer Löwenzahn waren Blumen hier in den Ruhrwiesen kaum zu erwarten. Doch gegen Abend brach unvermittelt die Sonne hervor und ein Hase kam herangehoppelt. Genau an der Grenze zwischen Sonnenlicht und Schatten hockte er sich hin und begann seinen grünen Abendsalat zu verzehren. Besser hätte die Beleuchtung kaum sein können. Ich wurde an ein Erlebnis mit zwei Hasen zwei Monate zuvor erinnert. Sie tauchten plötzlich pudelnass aus Richtung Ruhr in einem trockenen Kiesfilterbecken auf. Während der eine bald verschwand, putzte sich der andere das Gesicht trocken und lief direkt auf uns zu. Bis auf wenige Meter kam er heran, erst dann hielt er erschrocken inne. Die Hasen hatten damals wahrscheinlich auf der Flucht vor frei laufenden Hunden die Ruhr durchschwommen. Nebenstehende Aufnahme mit FZ200 auf Bohnensack im Auto, Telekonverter, 1000 mm, f 3,2, 1/200 s.
   
In der Hecke, wo hin und wieder ein Damwildrudel lagerte, war nichts zu sehen. Also blieb die Kamera noch im Rucksack, denn auf dem Feld war nichts zu erwarten - dachte ich. Aber der Weg stieg steil an und plötzlich tauchten hinter der Kuppe zwei Damhirsche vor mir auf. Ich stand erstarrt und ließ ganz langsam den Rucksack herabgleiten, zog die Kamera heraus und drückte zweimal ab, dann waren beide wie ein Spuk hinter der Geländeerhebung verschwunden. Hätte ich doch vorher schon den Telekonverter davor geschraubt. Das wäre ein tolles (oder vielleicht verwackeltes!) Doppelporträt geworden. Damwild brach vor Jahren hier aus einem Gatter aus (wurde absichtlich frei gesetzt, sagen andere). Seitdem freuen sich alle über die Bereicherung unserer Fauna durch tagaktives Wild - bis auf die untere Jagdbehörde. Sie wollte alle Tiere zunächst abschießen lassen, lenkte dann aber ein. Nun werden sie normal bejagt. Aufnahme mit FZ200, 600 mm, f 3,2, 1/80 s, ISO 100
   
"In München steht ein Hofbräuhaus..." scheint die Goldammer zu singen und dabei zu schunkeln. Aber sie genießt nach einem kühlen Morgen einfach nur die Sonne. Tatsächlich haben die Feldvögel nichts zu lachen. Goldammern sieht man glücklicherweise als Vögel der halboffenen Landschaft noch relativ häufig. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch ihre Bestände rückläufig sind. Viel schlechter geht es den Offenlandvögeln, wie Kiebitz, Rebhuhn und Feldlerche. Ackerwildkräuter bieten ihnen die Nahrung - entweder als Samen oder in Form von Insektenbewohnern und deren Larven. Wildkräuter und Insekten werden aber von der Spritzmittelindustrie und der Landwirtschaft so erfolgreich bekämpft, dass auch den Vögeln sozusagen der Lebensraum unter den Flügeln weggezogen wird. Sie müssen hungern, abwandern oder sterben. Aufnahme mit Panasonic DMC FZ 50, Telekonverter, 700 mm, f 5,6 , 1/200 s, ISO 100
   

Meine Frau hatte einen Gimpel in einer Birke entdeckt. Und das auch noch in interessanter Entfernung. Was dann kam war aber eher ein Lehrstück über die Schwierigkeiten beim Fotografieren. Kaum zu glauben, dass der Dompfaff so lange Geduld mit mir hatte. Das lag wohl auch daran, dass die winzigen Birkensamen nicht wirklich satt machten. Außerdem war es wohl ein auf dem Zug befindlicher Vogel, der die bösen Seiten der Menschen noch nicht kannte. Früher in den 1960er Jahren war der Gimpel ein recht häufiger Vogel in den Dörfern. Damals sah ich, wie die Jungen im Gegensatz zu vielen Körnerfressern nicht mit weichen Insekten sondern mit einem Brei aus wohl vorverdauten Samen gefüttert wurden. Heute ist der Gimpel bei uns ein seltener Brutvogel. Er leidet wie auch andere Arten unter dem starken Rückgang der Wildpflanzen, infolge der modernen, industriell ausgerichteten Landwirtschaft. Aufnahme mit FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f2,8, 1/640 s, ISO 100

   
Es war der letzte Versuch. Kiebitze hatten in den Jahren zuvor oft zwischen den Maisstoppeln des Vorjahres ihre Nestmulden gedreht. Aber Bruterfolg konnten wir vom Weg aus nie feststellen. Zu früh kam der Bauer, pflügte das Feld und zerstörte unabsichtlich die Gelege. Nun balzten wieder zwei Paare überm Feld. Ein Nest konnten wir finden und mit Stangen markieren. Der Bauer rief an, als er mit dem Pflug vor den Stangen stand und wartete sogar bis wir kamen und die ganze Nestunterlage vorsichtig zehn Meter entfernt auf den bereits gepflügten Acker setzten. Aus dem Tarnzelt sah ich mit Sorge, dass Frau Kiebitz sich nicht beruhigte. Erst nachdem der alte Neststandort auch gepflügt war und ich das Nest wieder auf die alte Stelle legte, saß sie sofort auf den Eiern. Bruterfolg gab es trotzdem nicht. Das helle Nest auf dunklem Grund fiel den Krähen wohl auf. Die Kiebitze kamen nie wieder. Es war der letzte Versuch. Tarnzelt, FZ50, Telekonverter, 700 mm, f 5, 1/200 s, ISO 100
   
Eigentlich wäre es richtig, die Wiesen des Ruhrtals erst ab dem 15. Juni zu mähen. Die Bauern mähen aber schon im Mai. Das könnte für die Gelege der Wiesenvögel (wenn oder solange es die bei uns überhaupt noch gibt) tödlich sein. Da wir das aber sowieso nicht ändern können, heißt es möglichst schnell nach der Mahd draußen zu sein. Dann finden sich vor allem Greifvögel ein, vom Turmfalken, der rüttelnd über der gemähten Fläche steht, über den Mäusebussard bis zum Rotmilan. Sie alle sind scharf auf die Mäuse, die jetzt ohne den Schutz durch die Gräser umso besser zu sehen sind. Leider sind bei uns die Turmfalken, die einst mit Mäusebussarden die häufigsten Greifvögel waren, seltener geworden. Aber dem Magneten der gemähten Wiese können die, die noch da sind, kaum widerstehen. Freihand-Aufnahme mit FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f 3,2, 1/800 s, ISO 100
   
Eine kreisweite Kartierung der Feldlerchen war angesagt Wir waren schon froh, hier auf der Höhe wenigstens eine singende und damit ihr Revier markierende Lerche - eine von dreien in ganz Schwerte - gefunden zu haben. Die moderne Landwirtschaft hat es geschafft, Ackerflächen für Vögel der offenen Landschaft fürs Überleben ungeeignet zu machen. Aber etwas ganz anderes nahm unseren Blick gefangen, ein Rotmilan, der die bearbeitete Feldfläche nach Beute absuchte. Rotmilane brüten im Wald, suchen aber ihre Nahrung in der freien Landschaft. Weltweit hat Deutschland noch die meisten Rotmilane und damit auch die höchste Verantwortung für diese im Bestand abnehmende Greifvogelart, die auch noch am häufigsten von Windrädern getötet wird. Unterstützt von der Landespolitik drängen nun Investoren und Hersteller mit ihren Windindustrieanlagen in die Wälder. Schlechte Aussichten! FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f 3,2, 1/1300 s, ISO 100.
   
Der Sonnenuntergang - ein Motiv, von dem man sich gelangweilt abwendet? Offenbar ist genau das Gegenteil der Fall. Dummhausener und Snobs schwätzen zwar bei seinem Anblick von Kitsch. Da es aber ein Naturphänomen ist und keine sogenannte "Kunst", kann es gar kein Kitsch sein. Soll es im Foto aber nicht nur beim Farbenspiel des Himmels bleiben, ist der Vordergrund wichtig. Wenn seine Silhouette markant ist, kann er schwarz werden. Häufig ist es aber besser, wenn er noch etwas Durchzeichnung bewahrt. Dazu gibt es mindestens zwei Möglichkeiten. Ein großer Teil der Kameras hat dazu das Programm "HDR". Siehe die Sonnenblumen oben. Sonst bleibt noch die nachträgliche selektive Bearbeitung in einem Programm wie JPG-Illuminator (hellt auch die Wolken auf), Fotoshop oder Gimp. FZ50, 50 mm, f 4, 1/100 s, ISO 100
   
Vielleicht, meinte meine Frau bei unserem Abendspaziergang, ist es eine Art "Naturgesetz", dass die Menschheit zunächst die Natur möglichst nachhaltig zerstören müsse, um dann erst umzudenken und zu versuchen, umzusteuern. Nach der Flur-Bereinigung der Landschaft von allen naturnahen Elementen wie Hecken, Bäumen und Bächen kamen Landschaftspläne und mit ihnen wieder Büsche und Bäume entlang von Wegen und Straßen. Auch die Allee-Eichen im Bild entlang der durchs Feld führenden Straße verdanken ihre neue Existenz den Festsetzungen des Landschaftsplans. Für das Bild reizvoll erschienen aber weniger die Bäume (wenngleich sie als Vordergrund wichtig sind) als vielmehr die Farben des Abendhimmels. Allerdings sind die "Wolkenfahnen" keine natürlichen Wolken sondern vom Wind verwehte Kondensstreifen der Flugzeuge, die unseren Himmel kreuzen. Oft sind sie störend, hier tragen sie zur Bildkomposition bei. Aufnahme mit FZ50, 35 mm, f 3,6, 1/100 s, ISO 100