Am Binnengewässer

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Waldbäche entgingen meist dem Schicksal der Bäche durchs Feld oder gar durch bebaute Gebiete. Sie blieben in der Regel von Begradigungen, Uferbefestigungen und Verrohrungen verschont, Wegunterführungen ausgenommen. Das Wesen eines solchen weitgehend natürlichen Baches in einem Bild darzustellen ist kaum möglich. Entweder man wählt einen höheren Standpunkt um die Kurven, das Mäandrieren des Baches zu zeigen - ein wesentliches Merkmal frei fließender Gewässer. Oder man geht tiefer hinunter, um das Fließen des Wassers zu betonen. Das geht am besten an einer natürlichen Störstelle, wo sich ein kleiner Wasserfall bildet. Aufnahmen aus der Hand mit entsprechend kurzen Belichtungszeiten enttäuschen oft, da das Wasser fast wie eingefroren wirkt. Zu lange Zeiten ergeben zu "ruhige", nebelumflorte Bilder. Ich habe eine Belichtungsreihe gemacht und dieses Foto ausgewählt. FZ200, Stativ, Graufilter ND 1,8 (64x), 45 mm, f 2,8, 1/5 s, ISO 100
 
Für die Wasseramseln der Wupper war es ein katastrophaler Verlust des Lebensraums, für uns war es ein Gewinn. Als in den 80er Jahren die Wupper aufgestaut wurde, kam es etwa zeitgleich zu einem Anwachsen des Wasseramsel-Bestandes im Umland - sogar bei uns. Dem Höhepunkt mit 23 nachgewiesenen Bruten in Nisthilfen 1989 folgte dann ein stetiger Rückgang bis auf heute 1 - 2 Bruten auf derselben Fläche. Viele Bäche, auch nicht besonders geeignete mit zu geringer Wasserführung und wenig Nahrungstieren am Bachgrund, wurden besiedelt. Die Vögel sind nach und nach in bessere Reviere außerhalb unserer Kartierfläche umgezogen. Es ist schon erstaunlich, dass ein kleiner Singvogel, etwas kleiner als die Amsel aber nicht mit ihr verwandt, nur den Bach als Lebensraum hat. Zwar wird die vorwitzige Fliege am Ufer auch mitgenommen, Hauptnahrung sind aber Insektenlarven, die vom Bachgrund geholt werden. FZ200, Telekonverter 1000 mm, f 2,8, 1/250 s, ISO100
   

Ebenso an Wasser gebunden wie die Wasseramsel ist der Eisvogel - allerdings ist er kein Singvogel. Ambitionierte Fotografen locken ihn mit kleinen Fischen in Netzkäfigen an. Ich lasse mich lieber überraschen. Gute Chancen hat man an bekannten Stellen, wo er regelmäßig Nahrung sucht. An dieser Stelle der Ruhr hatte ich allerdings noch nie einen Eisvogel gesehen. Knapp hundert Meter entfernt auf einem im Wasser liegenden umgestürzten Baum bewegte sich aber etwas. Das Glas zeigte einen Eisvogel auf einem Ast. Am Ufer stand eine alte Weide. Da musste ich hinkommen, ohne den Vogel zu stören. In einem Graben lief ich ungesehen bis hinter die Weide, dann durch verwachsenes Kraut vorsichtig zum Ufer hinauf und gedeckt durch Schilf gelangen einige Aufnahmen aus freier Hand. An den nächstenTagen war ich mehrmals mit Stativ an derselben Stelle - nur der Eisvogel ließ sich leider nicht mehr sehen. FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f 2,8, 1/640 s, ISO 100.

   

Die Reiherente ist in den Wintermonaten nach der Stockente die zweithäufigste Entenart bei uns. Manchmal werden sogar bei den regelmäßigen Wasservogelzählungen mehr Reiher- als Stockenten festgestellt. In den Frühlingsmonaten sieht es anders aus. Die Wintergäste sind wieder in ihre Brutgebiete zurück gekehrt und die hier ansässigen Reiherenten "lungern herum", während Stockenten längst ihre Jungen führen. Doch dann fällt ihnen ein, dass man sich wohl auch mal um Nachwuchs kümmern müsste. So sieht es aus (natürlich falscher) menschlicher Sicht aus. Wie auch Zwergtaucher bekommen Reiherenten erst im Sommer ihre Jungen. Ab Oktober kommen dann wieder die Wintergäste. Bei diesem Bild sind die Reiherenten der Vordergrund für die im Wellenschlag zitternden Spiegelungen des bunten Herbstwaldes am Ufer des Stausees. Aufnahme mit FZ50, Telekonverter, 700 mm, f 4,5, 1/250 s, ISO 100

   

Die Wasserbauer an Rhein und Elbe müssten alle mal hierher zum Nationalpark Unteres Odertal kommen. Hier können sie lernen, wie Hochwasserschutz funktioniert. Führt die Oder Hochwasser, werden Schleusentore geöffnet und das Wasser verteilt sich auf den gut zwei Kilometer breiten Bereich zwischen Ost- und Westoder bzw. Oder und Wasserstraße. Außerhalb der Hochwasserzeiten dehnt sich hier ein sehr naturnaher Bereich mit vielen Wasserflächen und Altarmen, der Vögel wie ein Magnet anzieht. Wir wanderten auf dem Oderradweg in Richtung Süden, als ein Wetter aufzog. Zum Glück stand eine Beobachtungshütte in der Nähe als willkommener Unterschlupf. - Für das Foto war uns natürlich die Wasserfläche wichtig. Deshalb waren wir ja hergekommen, um die Vögel zu beobachten. Trotzdem nehmen Land und Wasser nur etwa ein Viertel der Bildhöhe ein. Das nahende "Unheil", die Gewitterwolke gab dem Bild Spannung. FZ200, 24 mm, f 2,8, 1/2000 s, ISO 100

   
So saßen wir also in der Hütte, konnten in Ruhe Höckerschwäne, Enten einen Schwarzhalstaucher und einen Seeadler weit entfernt in einer Weide hockend beobachten. Die Sonne war verschwunden, erste Tropfen fielen, als plötzlich ein Fischadler erschien und die Wasserfläche nach Beute absuchte. Das wurde schwierig, weil der Wind nun Wellen schlug. Die Wasservögel wurden zwar wachsam, gerieten aber keineswegs in Panik. Offenbar war der Gast und seine Vorliebe für Fische bekannt. Das Wetter störte den Adler überhaupt nicht. Er flog in Ruhe seine Runden, stoppte ab und zu, blickte offenbar angestrengt nach unten, während der Regen immer stärker wurde. Welches doppelte Glück, dass die Hütte hier stand, uns vor dem Regen und vor den Blicken des Adlers schützte. Draußen hätten wir ihn nicht fotografieren können. FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f 2,8, 1/2000 s, ISO 100
   

Am nächsten Tag ganz in der Nähe ein anderer Weg. Er führt an drei Altarmen vorbei. Wir hatten in der NP-Info zuvor nach dem Einsatz von Nisthilfen für Trauerseeschwalben gefragt. Ja, erfuhren wir, aber dort sei nur mit einem Boot hinzukommen. Also machten wir uns einfach auf den Weg, freuten uns über überfliegende Flussseeschwalben, ab und zu eine Trauerseeschwalbe, einige Kormorane, Graureiher und einen jungen Seeadler. Auf dem Rückweg sitzt am mittleren Altarm eine Flussseeschwalbe auf einem Pfahl. Eine zweite kommt gerade vorbei, fliegt dicht an ihr vorbei, möchte sie wohl zum Mitfliegen bewegen. Sie bleibt aber sitzen. Ob das wohl nochmal passiert? Am Ufer steht eine Weide mit einem tiefen fast waagerechten Ast. Ideal zum Auflegen der Kamera. Als die zweite Seeschwalbe es nochmal probiert, erwische ich die Situation mit 8 Bildern pro Sekunde. Glück gehabt! FZ200, Telekonverter, 1000 mm. f 3,2, 1/640 s, ISO 100.

   
April - jetzt geht es bei den Vögeln an die Familienplanung. Lachmöwen bleiben zumindest eine Brutsaison zusammen, da beide Vögel aber gern zum Brutplatz des Vorjahres zurück kommen, ist eine längere Ehe wie beim Weißstorch durchaus möglich. Bei sonnigem Wetter waren wir zu den ehemaligen Rieselfeldern Münster gefahren. Die Brutkolonie der Möwen liegt auf einer anderen Wasserfläche einige hundert Meter entfernt. Aber auch auf dem großen Stauteich hielten sich viele Lachmöwen auf. Heiratsmarkt? Plötzlich sondern sich zwei der Vögel von der Masse ab und laufen über den getrockneten Schlamm in unsere Richtung zur Beobachtungshütte. Da die Paarung meist außerhalb der Brutkolonie erfolgt, waren wir gespannt. Und richtig - vom Brautgeschenk über Schmusen und Schnäbeln führten uns die Zwei die Balz vor bis hin zur Familiengrundsteinlegung. Aufnahme mit FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f 5, 1/1000 s, ISO 100
   
Wenn Vögel ihre Flügel ausbreiten, ist das immer ein imposantes Bild, selbst bei unserer Kleinsten, der Krickente. Gerade hatte ich den Erpel schwimmend im Flachwasser fotografiert - mehr aus Langeweile. Da hebt er plötzlich die Flügel, schlägt ein paarmal damit und steht schon wieder in Ruhestellung. Zum Glück habe ich gerade die Stellung noch erwischt. So auffallend hatte ich den bunten Flügelspiegel noch nicht gesehen. Ein richtiges Signal - wie ein Gruß von Konrad Lorenz, dem einstigen Oberguru der Verhaltensforschung. Er und seine Mitarbeiter hatten bekanntlich festgestellt, dass der für die einzelnen Entenarten spezifische Flügelspiegel ein wichtiges Erkennungsmerkmal für die Geschlechter einer Art ist. Könnte dieses Flügelschlagen im Stand nicht ein "Wink mit dem Zaunpfahl" an das Weibchen sein - mithin zum erweiterten Balzritual gehören? Die Entendame schwamm, wie zu erwarten, unbeeindruckt weiter. FZ200, Telekonverter, 1000 mm, 1/1600 s, f 2,8, ISO 100
   

Wer Bekassinen kennt, weiß wie scheu sie sind, wie sie sich verstecken können. In abgestorbenem braunem Schilf ist das braune Gefieder mit den hellen Streifen nur sehr schwer auszumachen. Nur hin und wieder kommen Bekassinen aus den Verstecken ins Flachwasser, um nach Nahrung zu stochern. Sonst machen sie das lieber im Verborgenen. Deshalb kann man sich unsere Überraschung vorstellen, als wir eine Bekassine auf wenige Meter vor einer Beobachtungshütte der Rieselfelder Münster hatten. Sie blieb in Sichtweite und so konnten wir sehen, wie sie im Boden stochernd Nahrungstiere herauszog, wie sie nach etwa einer Viertelstunde Aktivität erst einmal fast ebenso lange ruhte - und sitzend kaum zu sehen war. Leider sterben Bekassinen langsam aus. Nach Untersuchungen der NWO beträgt die Abnahme seit 1975 80%. Ihre Lebensräume wurden außerhalb der wenigen Schutzgebiete durch Entwässerung entwertet. FZ200, Telekonverter, 950 mm, f 2,8, 1/500 s, ISO 100

   
So einfach wie im Kinderlied scheint es für den Fuchs doch nicht zu sein, eine Gans zu "stehlen". Auf nassen Flächen des Ruhrtals rasten immer Gänse und Enten. Wenn allerdings alle Gänse die Hälse recken, haben sie etwas entdeckt, was wir aus der Entfernung noch nicht sehen können. Dann heißt es, Kamera bereit halten. Und nur Sekunden später kam ein Fuchs vorsichtig hinter den Gräsern hervor. Aber unter den Graugänsen brach keine Panik aus. Sie beobachteten nur genau, was der Fuchs machte. Der hatte aber auch schon seine Erfahrungen mit Wasservögeln gesammelt. Er ist zwar nicht wasserscheu, weiß aber genau, dass er im Wasser viel zu langsam ist, um eine Gans oder Ente zu erbeuten. Er sucht lieber das Ufer nach versteckten Nestern ab. Eier oder einige zarte Jungvögel schmecken ihm auch. Es muss nicht immer Maus sein. Aufnahme mit FZ200, Telekonverter, 1000 mm, f 2,8, 1/400 s, ISO 100
   
Vor Jahren, als Graureiher noch geschossen wurden, waren sie sehr scheu und hielten große Fluchtabstände. Entsprechend schwer war es, ein Foto zu machen. Das hat sich mit der ganzjährigen Schonzeit geändert. Die Nester der kleinen Brutkolonie der Graureiher im Ruhrtal sind versteckt angelegt und nicht zu sehen. Wenn man aber Glück hat und im Februar zum richtigen Zeitpunkt kommt, kann man die Reiher zunächst bei der Luftaufklärung über der Kolonie beobachten und später als Instandbesetzer in den Fichtenkronen über ihren Horsten. Diesen kleinen Fichtenstreifen konnten wir für die Reiher vor den Kettensägen des Forstbetriebs retten. Alle anderen Fichten im Ruhrtal Schwerte und Holzwickede wurden gefällt, um Platz für Baumarten der (seit Jahrzehnten entwässerten) Flussauen zu machen. Im Streckenflug würde der Reiher den Hals S-förmig einziehen. Hier erinnert sein Flugbild an den Kranich. FZ200, Telekonverter, 700 mm, f 2,8, 1/2000 s, ISO 100
   
Dem Flussregenpfeifer geht es zwar noch nicht so schlecht wie der Bekassine, doch in der Roten Liste NRW hat er den Status "gefährdet". Auch ihm brechen die Lebensräume weg. In Dortmund-Hörde haben sich die kleinen Regenpfeifer auf einem aufgelassenen Industriegelände angesiedelt. Man versuchte, sie mit Flatterband zu vertreiben, denn das Gelände soll bebaut werden. In Schwerte hat das Wasserwerk eine Fläche stillgelegt, in der Jahr für Jahr Flussregenpfeifer zumindest versucht haben, zu brüten. Die Sandfilterbecken sind ausgeräumt, die Kiesfilterbecken sind trocken. Das Gelände ist ans Land NRW verkauft. Bebaut wird es sicher nicht werden, aber was daraus werden wird, ist völlig offen. In den Zugzeiten kommen immer mal wieder die Regenpfeifer vorbei, den letzten Jungvogel habe ich jedoch 2008 gesehen. Die Anordnung des Vogels im Bild soll unterstreichen, dass er die Bühne verlassen wird. FZ200, Telekonverter, 870 mm, f 5,6, 1/400 s, ISO 100