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Märchenprinzen und andere Schönheiten

Aus der Kindheit kennt jeder das Bild vom Froschkönig - doch wie sieht er wirklich aus? Weder trägt er eine Krone noch ist er grün.

Grasfrosch (Foto AGON/Neuhaus)Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist eher braun, variiert aber von oliv bis rotbraun. Seine Haut ist glatt und ein dunkler Schläfenfleck ziert die Ohrgegend. In der Paarungszeit, die im zeitigen Frühjahr bei Nachttemperaturen ab 5°C und Feuchtigkeit beginnt, entwickelt das Männchen Brunftschwielen an den Vorderfüßen, mit denen es sich am Weibchen festklammert. Abgelaicht wird in Kleingewässern mit Flachwasserzonen. Danach wandert der Grasfrosch zurück und verbringt die übrige Zeit des Jahres im Wald, in Wiesen und Gräben. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, von denen er im Laufe seines Lebens Unmengen vertilgt. Im Gegensatz zu Kröten können Frösche mit ihren langen Hinterbeinen ausgezeichnet springen.

Erdkröte (Foto AGON/Ackermann)Die Erdkröte (Bufo bufo) ist zwar auch braun, jedoch ist die Haut warzig und runzlig. Dafür hat sie wunderschöne goldene bis kupferrote Augen. Zur Paarungszeit, die kurz nach der des Grasfrosches beginnt, setzt sich das kleinere Männchen gern schon unterwegs auf den Rücken eines wandernden Weibchens, wo es sich ebenfalls mit Brunftschwielen festhält. Zum Ablaichen dienen stehende Gewässer. Für den Rest des Jahres sind Wälder, Parks, Friedhöfe im Umkreis von etwa drei Kilometer der Lebensraum unserer Erdkröten. Zur nächsten Laichzeit suchen sie vor allem wieder das Gewässer auf, in dem sie geboren wurden.


Kreuzkröte (Foto AGON/Neuhaus)Die Kreuzkröte (Bufo calamita) findet man nur selten. Sie besitzt wie die Erdkröte eine warzige Haut, hat aber grüne und rote Flecken und einen markanten gelben Längsstrich auf dem Rücken. Mit ihren kurzen Hinterbeinen kann sie zwar nicht springen, aber so schnell laufen, dass man sie bei Dunkelheit mit einer Maus verwechseln kann. Das Männchen hat eine große Schallblase und kann im Sommer mit seinem wohltönenden Konzert den Naturliebhaber erfreuen, aber ihm kaum den Schlaf rauben. Zum Laichen dienen den Kreuzkröten Wagenspuren, Wasserlachen, überschwemmte Wiesen. Das Landleben spielt sich in der Nähe dieser später oft austrocknenden Laichgewässer ab, wo die Möglichkeit besteht, sich zu verstecken oder einzugraben. Das können auch Bahndämme sein.

Gelbbauchunke (Foto AGON/Neuhaus)Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) gehört ebenfalls zu den Seltenheiten bei uns. Diese nur 5 cm kleine Unke verbringt die warme Jahreszeit im Wasser; für den Rest des Jahres sucht sie sich Verstecke in der Umgebung. Markant ist der gelbgefleckte Bauch, der ihr den Namen einbrachte.

Bergmolch (Foto AGON/Ackermann)Der Bergmolch (Triturus alpestris) kommt, wie der Name vermuten lassen könnte, durchaus nicht nur in den Alpen vor. Er ist im Hochzeitskleid unser farbenprächtigster Vertreter der Molche. Der schiefergraue Rücken geht an den Flanken in ein helles Blau über, der Bauch leuchtet orangerot. Außerdem trägt er auf dem Rücken eine leicht gefleckte, aber ungezähnte Leiste. Zum Ablaichen dienen ihm flache Teiche, aber auch Pfützen und Gräben. In der restlichen Zeit des Jahres hält er sich unter Baumstümpfen, an alten Mauern und ähnlichen Verstecken in der Nähe des Laichgewässers auf.

Teichmolch, Landfärbung (Foto AGON/Ackermann)Der Teichmolch (Triturus vulgaris), sein Verwandter, zeigt eine olivbraune, mehr oder weniger dunkel gepunktete Oberseite, die an den Flanken in eine weißliche Färbung übergeht. Der gelb- bis orangerote Bauch ist dunkel gefleckt, am Schwanz ist ein zartblauer Streifen zu erkennen. Während der Laichzeit ziert den Rücken und die Schwanzoberseite ein gewellter Kamm. Den Lebensraum teilt er sich mit dem Bergmolch.

Fadenmolch (Foto AGON/Neuhaus)Der Fadenmolch (Triturus helveticus) ähnelt mit seiner olivbraunen bis -grünen Oberseite dem Teichmolch. Auch er hat häufig dunkle Flecken, aber die Unterseite ist gelblich. Den Namen hat ihm der fadenartig verlängerte Schwanz eingetragen. Auch er bewohnt ähnliche Lebensräume wie die anderen Molcharten.

 

Feuersalamander Foto (AGON/Ackermann)Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) bildet solche individuelle schwarzgelbe Muster aus, dass kein Tier dem anderen gleicht. Er lebt in Laubwäldern, auch in Steinbrüchen, mit klaren, sauerstoffreichen Bächen. Am Tage versteckt er sich unter feuchtem Holz oder zwischen Steinen, so dass man ihn meist nur in der Dunkelheit beobachten kann.

Alle Amphibien benötigen heute menschliche Hilfe, um das zumindest ansatzweise auszugleichen, was ihnen durch den Sraßenverkehr, die Landschaftsveränderung und die intensive Nutzung fast aller Landschaftsteile genommen wird. So betreut die AGON seit nunmehr 18 Jahren ein Erdkrötenvorkommen am Gehrenbach-Stausee und seit 14 Jahren eine Population an der B 236 in Höhe "Im Spiek". Da es sich am Gehrenbachsee um eine wenig befahrene Straße handelt, wird sie während der Laichzeit nachts für den Durchgangsverkehr gesperrt. An der B 236 wurde 1997 ein Ersatz-Laichgewässer fertig gestellt, das so gut angenommen wurde, dass 2002 zum ersten Mal kein Schutzzaun mehr aufgestellt werden musste. Trotzdem werden wir das Verhalten der Amphibien weiter beobachten, um sofort wieder einen Schutzzaun aufstellen zu können, wenn es während der Laichzeit wieder erforderlich werden sollte. Doch wir sind optimistisch!

Renate Neuhaus

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