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Der Kiebitz in Schwerte

Kiebitz (Foto AGON/Ackermann)In Schwerte ist der Bestand des Kiebitzes seit Jahren zusammen gebrochen, in einigen Teilen des nördlichen Kreisgebeites ist es zum Glück noch nicht so weit. Auf dem Treffen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Kreis Unna Anfang März wurde wieder eine kreisweite Kartierung der Kiebitzvorkommen beschlossen. Die AGON hat jedes Mal das Stadtgebiet Schwerte bearbeitet. Die Daten werden in eine von der Nordrhrein-Westfälischen Ornithologengesellschaft vorgesehene Kartierung einfließen.

Als 1999 der Kiebitzbestand in Schwerte von der AGON kartiert wurde, waren die Mitarbeiter selbst überrascht über das nur noch minimale Vorkommen diese typischen Wiesenvogels. Damals stand eine Woche für die Zählung zur Verfügung. Hier geht es zur Kartierung.

Kiebitze sind als Bewohner extensiv bewirtschafteter feuchter Wiesen bekannt. Nachdem in der Vergangenheit aber immer mehr dieser Feuchtgrünländer trocken gelegt und gedüngt wurden, sah sich der Kiebitz nach Ersatzlebensräumen um. Zu allgemeinen Überraschung besiedelte er aber nicht etwa die sattgrünen, intensiv bewirtschafteten Wiesen und Viehweiden, sondern ging auf Ackerflächen, vor allem Maisäcker, die im zeitigen Frühjahr farblich möglicherweise an die olivbraunen Feuchtwiesen mit ihren Seggen- und Binsenvorkommen erinnern, andererseits durch die niedrige oder noch fehlende Vegetation dem Bedürfnis der Vögel nach Übersicht entgegen kommen. Zunächst blieben die Bestände auch trotz der Umstellung stabil. Allerdings wurden nur noch sehr wenige Jungvögel beobachtet.

Der Grund ist leicht zu erkennen: Die Brutzeit des Kiebitzes und die Aufzuchtzeit der Jungen fällt zusammen mit der intensiven Frühjahrstätigkeit der Bauern. Eier oder sich drückende Jungvögel werden von den Maschinen in den Boden eingearbeitet und fallen für die Bestandserhaltung des Kiebitzes aus. Den Bauern kann niemand einen Vorwurf machen. Sowohl Eier als auch Junge sind farblich so an die olivbraune Umgebung angepasst, dass sie niemand entdecken kann, der auf dem Traktor sitzt. Die farbliche Tarnung ist andererseits aber wichtig, um den Rabenvögeln zu entgehen, die bekanntlich Eier und junge Vögel als Bereicherung der Speisekarte zu schätzen wissen. So sitzt der Kiebitz im Dilemma. Im Münsterland hat die Landesregierung Wiesenvogel-Schutzgebiete finanziell gefördert. Angesichts leerer Kassen ist in Schwerte damit nicht zu rechnen. Kann das Umsetzen von Kiebitznestern eine Lösung sein? Hier ein Versuch aus dem Jahr 2009.

13.04.09 Ergste: Umsetzen eines Kiebitznestes
U.+D.Ackermann: Es war der letzte Versuch. Kiebitze hatten in den Jahren zuvor oft zwischen den Maisstoppeln des Vorjahres ihre Nestmulden gedreht. Aber Bruterfolg konnten wir vom Weg aus nie feststellen. Zu früh kam der Bauer, pflügte das Feld und zerstörte unabsichtlich die Gelege. Nun balzten wieder zwei Paare überm Feld am Bürenbrucher Weg. Ein Nest konnten wir finden und mit Stangen markieren. Der Bauer rief an, als er mit dem Pflug vor den Stangen stand und wartete sogar bis wir kamen und die ganze Nestunterlage vorsichtig zehn Meter entfernt auf den bereits gepflügten Acker setzten. Aus dem Tarnzelt sah ich mit Sorge, dass Frau Kiebitz sich nicht beruhigte. Erst nachdem der alte Neststandort auch gepflügt war und ich das Nest wieder auf die alte Stelle legte, saß sie sofort auf den Eiern. Bruterfolg gab es trotzdem nicht. Das helle Nest auf dunklem Grund fiel den Krähen wohl auf. Solche Umsetzaktionen können höchstens eine Übergangslösung sein. Die Kiebitze kamen nie wieder. Es war der letzte Versuch.

Fotos AGON/Ackermann, April 2009